Ortschaft

Die Ortschaft

Haunsfeld wird erstmals erwähnt im Jahre 1080 unserer Zeitrechnung in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Emmeran und Obermünster in Regensburg. 1316 wird bereits eine Tafern (Gastwirtschaft) urkundlich genannt. Durch die Gebietsreform kam ab 01. Januar 1971 die Eingemeindung nach Mörnsheim – so wurde aus Franken Oberbayern. Die Ortschaft liegt 563 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit eine der höchstgelegenen Ortschaften im Landkreis Eichstätt.

Ortsname

Der Name „Haunsfeld“ kommt wohl von den umliegenden Gräberfeldern (Hünengräber, hünengroße Menschen). Von diesen Gräbern, die in unterschiedlichen Größen und in großer Anzahl um Haunsfeld vorkommen, wurden einige von Eichstätter Geschichtsforschern im Jahre 1853 geöffnet; sie fanden viele altertümliche Gegenstände darin. Man vermutet, dass diese Hünengräber aus dem 5. Jahrhundert stammen. Keinesfalls dürfen diese Gräber mit den wilden Horden der Hunnen und ihrem König Attila in Verbindung gebracht werden.

Die Zeit der Hünengräber

Der wohl für längere Zeit, etwa 500 bis 15 v. Chr., hier siedelnde Volksstamm der Kelten wurde von den aus dem Norden eindringenden Germanen vertrieben. Nach der Zeitwende waren es die Römer, die über die Donau nach Norden vordrängten und das Gebiet bis zu dem von ihnen errichteten Limes besetzten. Diese Siedlungsära endete nach wiederholtem Ansturm der Alemannen von Norden her im Jahre 259/60 n. Chr. Die nachfolgenden Kriegszüge und Fluchtbewegungen verschiedener Volksstämme, die in besonderem Maße bis etwa 600 n. Chr. andauerten, nennt man die Völkerwanderzeit. Die Herrschaft der Alemannen in unserem Gebiet endete als der Volksstamm der Franken sie in den schwäbischen Raum abdrängte. Der Merowinger Frankenkönig Chlodwig ließ sich nach dem Sieg über die Alemannen 496/497 mit seinem Volke taufen und brachte zu dieser Zeit wohl das Christentum in unsere Gegend. Aber erst im 7. Jahrhundert war es der Kirche möglich, der heidnischen Sitte von Begräbnissen mit Totenbeigaben ein Ende zu bereiten. In diese Zeitepoche fällt die Entstehung Haunsfelds und deren umliegender Hünengräber.

Hünenring

Östlich von Haunsfeld liegt der heutige Staatswald „Beixenhart“. Wer durch diesen herrlichen Wald wandert, vernimmt dort aus alten Buchen und wetterharten Eichen geheimnisvolles Rauschen aus vergangener Zeit. Auf Schritt und Tritt wandelt man nämlich auf den Spuren der Vergangenheit, die auf Jahrtausende zurückweist. In diesem Wald ist heute noch ein großer Ringwall zu sehen, der aus unbehauenen Steinen und Felsblöcken besteht, wo einst der Sage nach die alten Deutschen ihren Göttern Opfer brachten. Man nennt ihn Hünenring.

Entstehung des Dorfes

Als nach der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert sich in unserer Gegend Bayern, Schwaben und Franken ansässig machten, teilten sie das herrenlos vorgefundene Land unter den einzelnen Familien auf und gründeten eine Dorfgemeinschaft. Den rings um die Häuser liegenden Boden machten sie zu Ackerland (Peunt). Dieses wurde in Dreifelderwirtschaft bearbeitet. Den etwas weiter entfernten Boden bestimmten sie zu Wiesengrund (Anger), aus weniger fruchtbarem Land wurde Weideland und Wald. Alle eigenständigen Ansiedler erhielten vom Acker und Wiesengrund einen Anteil, soviel wie zu einem Haushalt nötig war, etwa 40 Tagwerk. Der übrige Grund und Boden, wie Wald, Weide und Ödung blieb in gemeinschaftlichem Besitz der Dorfgenossen.

Gemeinderecht

Jeder selbstständige Dorfgenosse besaß nach der Ansiedlung im Dorf eine Hofstatt mit Wohnhaus, Stadel und Garten – alles mit einem geflochtenen Zaun umgeben. Er hatte Anteil an Acker, Wiese und Almende – Gemeinderecht genannt – das am 7. August 1984 aufgeteilt wurde. Zwei Drittel (62.54 ha) behielt die Waldgemeinschaft (Rechtler), ein Drittel (22 ha) bekam die Gemeinde Mörnsheim.

Bifangrecht

Dies war die Befugnis der Dorfgenossen, von der gemeinsamen Fläche geeignete Stücke zu ihrem Ackerland bizufangen, d. h. in Anbau zu nehmen. Auch erhielt derjenige, der mehr Leibeigene hatte, ohne Widerspruch einen größeren Anteil zugewiesen. Andererseits fiel ein über längere Zeit nicht mehr bebautes Grundstück von selbst in den Gemeindebesitz zurück. Dieses Bifangrecht wurde im 16. Jahrhundert aufgehoben. Das Bifangrecht wird jedoch heute noch – aber in versteckter Weise – ausgeübt, indem man über die Grenze ackert und vom Wegland, von Ödungen und Weiden, also vom Almende wegackert.

Nach alten mündlichen Überlieferungen

Die älteren Einwohner Haunsfelds erzählen vom alten Schloss, das gegenüber den Wielandshöfen im Beckertal gestanden haben soll. Sie erzählen auch, dass das alte Haunsfeld sich westlich vom heutigen im sogenannten „Keller“ befand.

Erzvorkommen

1802 ließ die Eichstätter Regierung bei Haunsfeld nach Stuferz (Eisenerz) suchen. Man fand auch welches. Ob davon etwas abgebaut wurde und zu Verhüttung nach Obereichstätt kam, ist nicht mehr bekannt. Mit Sicherheit kann man aber annehmen, dass die Dorfbewohner Eisen schmolzen und Werkzeuge schmiedeten.

Gastwirtschaft

1971 wurde die Gastwirtschaft von Josef Bauch, dem „Wirt“ geschlossen. Aus heutiger Sicht schade um diesen Treffpunkt in einer so kleinen Ortschaft. Es wurden dort Versammlungen abgehalten, die Bauern berieten über Feldbau und Vieh, außerdem sprach man über die Erzeugnisse und deren Preis. Es war ein Ort der Geselligkeit und so manche Meinungsverschiedenheit wurde dort aus der Welt geschafft.

Kramladen

Willibald und Walburga Bauch – „Krouma“ genannt – führten einen kleinen Laden (Haus Nr. 9), der 1978 geschlossen wurde. Man konnte alles kaufen, was für den täglichen Bedarf nötig war und für einen kleinen Ratsch war immer Zeit. Es war schon ein kleiner Supermarkt – von Kuhketten und Schaufeln bis zu Pfenningguazla und Kopfwehpulver.

Wagner

Michael Bauch – genannt „Wirts Müchi“ – war der letzte Wagner in Haunsfeld. Er ging nach Feierabend gerne in die Wirtschaft und spielte dort mit seiner Harmonika. Seine Werkstatt beim „Zwuzi“ (Haus Nr. 6) steht noch, dient jedoch nicht mehr als Wagner-Werkstatt.

Schmiede

Xaver Frühholz sen. war der letzte Schmied von Haunsfeld. Die alte urtümlich verwinkelte Schmiede (Haus Nr. 11) wurde 1966 abgerissen. Die Schmiede war bei schlechtem Wetter Treffpunkt der Bauern, man nahm ein kaputtes Werkzeug und ging damit für einige Stunden zum Ratschen. Sehr schade, dass diese Bräuche abgekommen sind. In der neuen Schmiede (Haus Nr. 25) wurden bis zur endgültigen Aufgabe 1975 nur noch in ganz geringem Maße hauptsächlich Pflugschare geschmiedet.

Steinbrüche

Man hat in der umliegenden Flur auch die sogenannten Lithographiesteine gefunden, allerdings in sehr geringen Mengen. Im Jahre 1884 erging vom „Königlichen Oberbergamt“ in München an die Gemeinde Haunsfeld folgender Bescheid: „Ob nun solche zum Lithographieren tauglich sind, lässt sich a priori erst nach deren Untersuchung und direkten Versuchen feststellen“.

Dorfkapelle – Kirche

Die Kapelle wurde 1779 mit halbrunden Chörchen gebaut und ist dem „Kostbaren Blut Jesu“ geweiht. Renoviert wurde die Kapelle erstmals 1937 und im Juli desselben Jahres mit dem neu aufgestellten Altar eingeweiht und zur Filialkirche erhoben. Seit der Zeit wird dort getauft und die heilige Messe gefeiert. Haunsfeld feiert seither am ersten Julisonntag Kirchweih und mit etlichen Unterbrechungen seitdem ihre bekannte Stodlkerwa. Im Jahre 1978 wurde die Kirche wieder gründlich renoviert.

Ortsverbindungswege

Haunsfeld – Dollnstein:
Vermessen und ausgebaut 1884; Teerung der Straße nach Dollnstein 1962

Haunsfeld – Mörnsheim:
Vermessen und ausgebaut 1884; Teerung der Straße 1965; Bau der Ortsumgehungsstraße 1971

Haunsfeld – Ensfeld:
Als teilweise geteerter Feldweg heute noch die kürzeste Verbindung zwischen beiden Ortschaften

Haunsfeld – Konstein:
Der Weg durch das Bäckertal bis zu den Wielandshöfen ist kaum mehr befahrbar; in der Blütezeit der Mörnsheimer Steinbrüche nahmen Konsteiner Steinbrecher täglich den Weg über Haunsfeld. Aus dieser Zeit stammen auch die Bande zwischen den Einwohnern aus Haunsfeld und Konstein.

Haunsfeld – Altendorf:
Die direkten Wege etwa zur Altendorfer Wallfahrtskirche Maria End – dort befindet sich auch der Friedhof der Haunsfelder – nach Hagenacker oder zur Hammermühle bei Altendorf, auf dem früher zum Müller gefahren wurde, sind nur noch interessante Spazierwege.

Tausendjähriges Reich

Am 30.01.1933, nach dem Rücktritt Kurt von Schleicher`s, ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg den NSDAP-Vorsitzenden Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Zeit der Diktatur und menschenverachtender Gewaltherrschaft begann. Am 16.03.1935 wird die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und die Jahrgänge 1914/15 werden einberufen. Am 01.09.1939 erfahren die Einwohner Haunsfelds am frühen Morgen vom Ausbruch des Krieges: „Der zweite Weltkrieg hat begonnen, seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen“. In der Nacht vom 24. zum 25. April 1945 kommen die Amerikaner nach Haunsfeld. Das war das Ende des „Tausendjährigen Reiches“ und des zweiten Weltkriegs für Haunsfeld und Ried. Die Folgen sind heute noch erkennbar. Vier Gefallene und fünf Vermisste – Ehemänner und Söhne – hatte allein die kleine Ortschaft Haunsfeld zu beklagen.

Niedergeschrieben von H. Josef Baumann, Altendorf im Jahre 1994